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Wer diktiert das Arbeitsleben?
Die Männer.
Die Berufswelt ist in den 1950er Jahren männlich dominiert und erinnert an die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. In den Kriegsjahren hatten sich die Rollenbilder verschoben. Die Männer waren an der Front, verwundet oder gar gefallen. Viele Frauen mussten in die Fußstapfen ihrer Männer, Väter, Brüder oder anderer männlicher Verwandter treten. Sie führten Geschäfte oder arbeiteten in der Rüstungsindustrie.
Nach Ende des Krieges kehren viele Frauen wieder an den Herd zurück. Wer arbeiten geht, ergreift meist den Beruf der Friseurin, Verkäuferin, Sekretärin oder ist als Haushaltshilfe tätig. Die Gesetzeslage sieht vor, dass der Ehemann die Zustimmung für die Berufstätigkeit seiner Frau geben muss.
Die wirtschaftliche Lage ist im Eisenstadt der Nachkriegszeit nicht sehr rosig. Die Stadt verfügt über keine Industriebetriebe. Als die burgenländische Landesregierung 300 Schreibtische benötigt, geht der Auftrag an eine in Neudörfl ansässige Tischlerei, die bis dahin noch keinen einzigen Schreibtisch produziert hat. Den Großauftrag kann der Betrieb aber dringend gebrauchen, denn die Neudörfler Türen-, Fenster- und Möbelfabrik Ges.m.b.H. hat das letzte Betriebsjahr mit einem Verlust von 46.000,– Schilling abgeschlossen.
Das Know-how für die Produktion von Schreibtischen holt man sich von einem Mitarbeiter aus Wien, der bereits in einer anderen Möbelfabrik Schreibtische gebaut hat. Der Auftrag aus der Landeshauptstadt ist der Startschuss für eine Erfolgsgeschichte: Die einstige Bedarfstischlerei wird zum gefragten Büromöbelhersteller.
In der Landeshauptstadt setzt man Initiativen zur Ansiedlung von Industriebetrieben, denn Arbeitsplätze sind Mangelware. Viele Einheimische müssen in andere Städte auspendeln.