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Wer braucht schon ein ganzes Telefon?
 

Jemand, der auch dann telefonieren will, wenn auch sein Nachbar gerade spricht.

Ein Telefon zu besitzen, darf durchaus als Statussymbol bezeichnet werden. Nur wenige Haushalte haben einen Anschluss. Telefoniert wird nur, wenn es wirklich sein muss. Niemand hängt stundenlang am Hörer. Denn wer nur ein „halbes“ oder gar nur ein „viertel“ Telefon hat, nimmt Rücksicht auf die anderen Teilnehmer dieses Gemeinschaftsanschlusses.

Gemeinschaftsanschlüsse sind die Antwort auf die steigende Nachfrage nach dem Ausbau des Fernsprechnetzes. Der Haken an der Sache: Bei Zweier- oder Viereranschlüssen mit elektromechanischer Anschaltung können die Teilnehmer nur abwechselnd telefonieren und einander nicht erreichen. Dennoch schätzt man sich glücklich, dieses Kommunikationsmittel sein eigenen zu nennen, auch wenn es nicht immer gewiss ist, dass „man hinauskommt“.

Das gedämpfte Klicken im Kasterl an der Wand signalisiert, dass der Nachbar zu telefonieren begonnen hat und man nun nicht hinausrufen kann, bis dessen Hörer wieder auf der Gabel liegt.

Tischapparat 121 der Firma Schrack
Der Tischapparat 121 der Firma Schrack ist ab den 1950er-Jahren das Standardgerät in Österreich. Vor dem Wählen muss man den weißen Taster drücken. Telefon um 1950, Stadtvilla Eisenstadt

Endlich hat er aufgehört. Man hebt den Hörer ab, drückt den Knopf am Telefonapparat, die Relais klappern. Ein Zeichen dafür, dass die anderen Teilnehmer des Gemeinschaftsanschlusses nun gesperrt sind. Dann wählt man mit der Wählscheibe die Telefonnummer. Ziffer für Ziffer muss die Wählscheibe bis zum Anschlag gedreht werden, ehe eine Verbindung entstehen kann. Am anderen Ende der Leitung meldet sich der Gesprächspartner. Kaum hat man ein paar Worte gewechselt, klingt bereits die Stimme der Mutter aus der Küche: „Leg endlich auf, die Nachbarn wollen auch telefonieren…“.

Ein ganzer Telefonanschluss wäre die Vollendung.