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Stehen wir am Rande des dritten Weltkrieges?
Die politische Lage ist brisant.
Erst wenige Monate sind vergangen seit sich Leopold Figl gemeinsam mit den Außenministern der vier Besatzungsmächte und dem unterzeichneten Staatsvertrag am Balkon des Belvederes dem jubelnden österreichischen Volk zeigte. Zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges ist Österreich endlich frei. Die Zeit der Besatzung war keine einfache. Vor allem in der russischen Zone, in der auch Eisenstadt lag, ereigneten sich unmittelbar nach Kriegsende etliche Gräueltaten von Soldaten, die jedoch durch die Führung der Roten Armee streng geahndet wurden.
Am 26. Oktober 1955 beschließt der Nationalrat die „immerwährende Neutralität“ Österreichs als Verfassungsgesetz. Der Abzug der russischen Besatzung wird von der Bevölkerung gefeiert.
Wenige Monate später steht die Sowjetarmee wieder an der burgenländischen Grenze. Die Angst vor einer neuerlichen Besatzung Österreichs ist groß, das Nachbarland Ungarn nur einen Steinwurf entfernt. Der Aufstand der Ungarn gegen die russische Besatzung wird brutal niedergeschlagen. 200.000 Ungarn flüchten über das Burgenland nach Österreich, wo eine Welle der Hilfsbereitschaft ausbricht. Für das noch junge österreichische Bundesheer ist es die erste Bewährungsprobe.
Doch auch abseits von Ungarn gerät der Weltfriede aus den Fugen. Die Suez-Krise spitzt sich zu. Frankreich und Großbritannien stehen im Konflikt mit den USA. Entgegen dem ausdrücklichen Wunsch Washingtons haben sie Stellungen im Suezkanal bezogen.
Die Meldungen in den Zeitungen überschlagen sich. Die internationale Politik ist in Alarmbereitschaft, der Weltfriede in Gefahr.