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Luxusgut?

Ja – der lange Weg vom Blatt zur Rolle.

Während im benachbarten Deutschland Hans Klenk (Hakle) bereits 1928 die erste Toilettenpapierfabrik gründet und damit große und kleine Geschäfte in so manchem Lokus revolutioniert, ist man in Eisenstadt zu dieser Zeit noch ziemlich (weit weg) von der Rolle.

Zahlreiche Haushalte verfügen über sogenannte Plumpsklos im Hof oder Garten. Nur wer es besser erwischt hat, darf sich über eine Toilette im Haus freuen. Als Klopapier müssen alte Zeitungen herhalten. Diese werden gewuzelt oder zerschnitten und an einen Nagel gehängt. Von dort werden sie Stück für Stück abgerissen.

Toilette
Ein für die 1950er-Jahre nicht alltäglicher Luxus: Die Stadtvilla Eisenstadt kann sogar mit drei Toiletten aufwarten. Foto: Ronald Fenk, Stadtvilla Eisenstadt

Die Klopapierrolle von Hakle besteht aus exakt 1000 Blatt perforiertem Krepppapier. Wenngleich sie ob ihrer rauen Oberfläche alles andere als zart zur Haut ist, gilt sie doch als Luxusgut.

In den 1950er Jahren gelingt ein weiterer Durchbruch: Das Krepppapier wird auf die weiche, saugfähige Tissue-Qualität umgestellt.

In Österreich ist 1955 die Geburtsstunde von Cosy Toilettenpapier. Anfangs als einlagiges Krepppapier erzeugt, wird es im Laufe der Jahre „so weich, dass man es blind erkennt“. Rasch erobert es den österreichischen Markt und hält damit auch in der burgenländischen Landeshauptstadt und der Stadtvilla Eisenstadt Einzug.

Die sanitäre Situation in der Stadtvilla Eisenstadt darf zurecht als besonders bezeichnet werden. Architekt Rudolf Hutter plant für diese Arztvilla gleich drei Toiletten mit Fließwasser, die auch realisiert werden. Damit nimmt die Stadtvilla einen Sonderstatus ein, denn den Luxus eines eigenen WCs mit Fließwasser können sich viele Eisenstädter noch nicht leisten.